Straßen in Wörsdorf
Hauptstraße
…….der Name ist Programm. Die Hauptstraße quert Wörsdorf auf der gesamten Länge von Süd-Ost nach Nord-West, trägt einen großen Teil des Durchgangsverkehrs – die Gesamttagesbelastung wurde mit 14.000 Kraftfahrzeugen am Tag errechnet – und verteilt den von Idstein kommenden Verkehr im Zuge der L 3227 im Ort nach Walsdorf, Wallrabenstein und Wallbach. Wenn auch abschnittweise mit Tempo 30 beschildert, so ist sie doch Lärm- und Gefahrenquelle Nr. 1, zumal diese Mittelachse des Ortes für vielen Wege von ihren Bewohnern und Kindern auf dem Weg zur Schule gequert werden muss. Wohnen dominiert in diesem Straßenzug, wenn auch z.T. größere Betriebe dort ansässig sind. Sie führt in wesentlichen Teilen durch den Ortskern von Wörsdorf und unterliegt daher auch hinsichtlich ihrer Bebauung der Wörsdorfer Gestaltungssatzung aus dem Jahr 1992. Baurechtlich ist die Fläche um die Hauptstraße weitgehend ein Mischgebiet. Dies und die erhebliche Belastung durch die hohen Verkehrsmengen hat bereits seit mehr als 30 Jahren immer wieder zu Überlegungen und Forderungen für eine Ortsumgehung mit unterschiedlichen Lösungsansätzen geführt, die allesamt aus Gründen der Topographie, der Verkehrsstruktur und naturschutzrechtlichen Erwägungen sowie wegen mangelnder Finanzierbarkeit gescheitert sind. Die Kommunalpolitik bleibt weiter aufgefordert, hier nach tragfähigen Lösungen zu suchen.
Reichenberger Straße
………..ist die längste der Wörsdorfer Straßen mit ca. 1500 m, umschließt einen großen Teil Wörsdorfs sozusagen als „Ringstraße“ im Süd-Westen vom Ortseingang aus Idstein her und endet in der Henriettenthaler Str. am Ende ihrer Wohnbebauung. Sie ist die „Grenze“ zwischen dem Ortskern und der ab den Fünzigern des letzten Jahrhunderts sich entwickelnden Wohngebiete, die in den Neunzigern abgeschlossen wurde mit dem Wohngebiet um die Adolf-Keller Straße. Sie soll an die alte sudetendeutsche Stadt Reichenberg erinnern, da auch Flüchtlinge aus dem Sudetenlandbei der Besiedlung dieser Straße mitwirkten. Die Lage ist zugleich ihr Problem. Sie wird sehr gerne als Abkürzung für den Weg von Idstein nach Wallbach zur Kreisstraße 515 genutzt, liegt zwar komplett in einer Tempo 30 Zone, was aber, wie immer zu beobachten, für eilige Autofahrer kein Hindernis zum schneller Fahren darstellt und der das “Rechts vor Links” – Gebot gerne mal übersieht. Sie ist eine reine Wohnstraße, abgesehen von der Apotheke und der Filiale der VR Bank der Kreuzung mit der Goethestraße einigen Büros von Dienstleistern. Initiativen zur Lösung dieses Problems waren bislang nicht erfolgreich. Gleichwohl wird diese Straße von Anwohnern wegen ihres sonst angenehmen Wohnumfeldes geschätzt.
Die Ringgasse……………….
trägt ihre Funktion im Namen. Sie umschließt wesentliche Teile des Ortskerns, mit der Lukaskirche als Mittelpunkt, nordwestlich, beginnt und endet in der Hauptstraße. Diese Straße, die in wesentlichen Teilen im Geltungsbereich der Wörsdorfer Gestaltungssatzung aus dem Jahre 1992 liegt, was in mancherlei Hinsicht die bauliche Entwicklung erschwert, zumal die früher stark landwirtschaftlich geprägte Dorfstruktur und –bebauung aufgrund des Wandels auch Wörsdorfs von einer dispersen landwirtschaftlichen Nutzung hin zu größeren landwirtschaftlichen Einheiten keinen Bestand mehr hat. Die Folge ist, dass Einheiten vor allem zum Ortskern hin, vor allem in den „Innenquartieren“ derzeit nicht mehr oder „minder“ genutzt werden (Scheunen, Höfe, Stallungen). Dies trifft insbesondere auch auf die Ringgasse zu. Die Straße wird von Wohnnutzung geprägt, wenn auch einige wenige Dienstleister dort ihr Büro haben. Als Problem werden dort von Anliegern, obwohl Tempo 30 Zone, häufig zu schnelle Autos beklagt und aufgrund der Straßengeographie zu wenig Parkmöglichkeiten. Andere loben die ruhige Wohnlage in Ortskernnähe.
Der Itzbachweg
ist eine Straße mit mehreren Gesichtern: vom nordöstlichen Ortseingang der L 3026 im führt sie über ca 900 Meter, erst als Straße. dann als Wirtschaftsweg in den Nack zum Spazierengehen und Wandern, nachdem Autobahn und ICE Strecke unterquert wurden.
Sie ist zugleich der Zugang zu einem kleinen Gewerbegebiet (ausgewiesen als Mischgebiet) mit bekannten Wörsdorfer Handwerksbetrieben und Dienstleistern, zum größten gehört der Schulz-Kirchner Verlag, und einem IT-Unternehmen, das es schon mal in der Fachpresse Erwähnung gefunden hat. Er führt ebenso zu einem der größten Wörsdorfer Unternehmen aus der Landwirtschaft, in dessen Getreidelager jährlich am 1.Mai seit mehr als 30 Jahren die bekannte Maifeier durchgeführt wird.. Zugleich ist diese Straße zu Beginn auch Wohngebiet mit einer Reihe von meist Einfamilienhäusern. Von Grenznutzungsproblemen ist nichts bekannt. Großes Problem für die Wohnqualität und zugleich die begrenzten Entwicklungsmöglichkeiten des ansässigen Gewerbes ist eine Hochspannungsleitung, die unmittelbar an am Rande der Wohnbebauung langführt und des Gewerbeteil quert; verschärft wird dieses Problem durch die aktuell geplante Aufrüstung der bestehenden Wechselstromleitung durch eine Gleichstromkomponente, die hochumstritten ist und von Bürgern und direkt Betroffenen sehr kritisch gesehen wird. Aktuell sind die Aussichten gut, dass im Rahmen des Planungsverfahrens eine Trassenverlegung möglich werden könnte. Wann entschieden wird, ist völlig offen.
Die Henriettenthaler Straße
….führt zu ihrem Namensgeber, dem Henriettenthaler Hof, der auf der Fläche der vor mehr als 200 Jahren untergegangenen Ortschaft Fackenhofen liegt. Fackenhofen gehörte zum Gebiet des Grafen Georg August von Nassau-Idstein-Wiesbaden, der Fackenhofen seiner Frau, der Fürstin Henriette Dorothea von Oettingen anlässlich der Geburt ihrer ersten Niederkunft am 31. August 1689 schenkte. Ungefähr 1691 wurde dort deshalb mit dem Bau eines Hofhauses begonnen, das Gut Henriettenthal war geboren und entwickelte sich zu einem beachtlichen landwirtschaftlichen Betrieb, bis es bereits in den früheren 1700er Jahren an Bedeutung verlor und an wechselnde Eigentümer und Besitzer fiel, heute ist es ein kleiner, aber aufstrebender Gewerbehof.
Die Henriettenthaler Straße ist Teil der Landestraße 3277, beginnt am Ende der Hauptstraße mit der nicht ungefährlichen Kreuzung mit der Ringgasse und Walsdorfer Straße und endet an der Autobahnbrücke unter der A 3. Die Bahnüberführung der Regionalbahnstrecke nach Limburg ist ein steter Gefahrenpunkt wegen seiner Enge und fehlenden Fußwege. Bis zum Chemnitzer Weg von Wohnbebauung gesäumt, lässt sich der Autofahrer gerne von der ab dort freien Fläche zum „Gasgeben“ verführen und das Tempo 50 Gebot missachten, was immer wieder an der Bushaltestelle Scheidgraben zu schwierigen Situationen führt. Der „Ortsausgang“ ist jedoch erst ca. 150 m weiter beschildert.
Scheidgraben
Der Scheidgraben, ca. 700 m lang, gehört damit zu den etwas längeren Straßen in Wörsdorf und stellt in der Tat auch heute noch eine Art kleiner Grenze dar, im oberen Teil zwischen Bebauung und im unteren Teil zwischen älterer und neuerer Bebauung so ab ca. 80er – 85er Jahre.
Der Scheidgraben hat allerdings durchaus eine historische Bedeutung:
Noch heute zeugt die Straße „Scheidgraben“ in Wörsdorf von der seinerzeitigen Grenzlinie zwischen Wörsdorf und den Fackenhöfer Feldern. Die heutige Fackenhöfer Weg zwischen Chemnitzer Weg und Scheidgraben ist ein letzter Hinweis auf den Verbindungsweg zwischen Wörsdorf und Fackenhofen.
Peter Niere 5.9.2021
Der Metzengraben
Bei den unterschiedlichsten Straßennamen in Wörsdorf kann man einen Eindruck von der damaligen Handfertigkeit und Klugheit unserer Vorfahren erhalten:
Der Metzen war früher der Name eines Hohlmaßes für Getreide und Salz in unterschiedlichen Größen. Er war ein Volumenmaß in Süddeutschland, Mähren, Österreich und Ungarn. In Ungarn und Niederösterreich war es auch ein Ackermaß. Mit Meste (Plural Mesten) wurde das Gefäß in der entsprechenden Größe bezeichnet. Als Ackermaß waren: 1 Metzen = 1919 4⁄9 Quadratmeter = 3⁄4 Morgen (preußisch).
Quelle: Metzen (Hohlmaß) – Wikipedia
Der ganze „Am Metzengraben“ ist Einbahnstraße und Fußweg mit leichter Steigung zur Tunnelunterführung am Wörsdorfer Bahnhof.
Im Frühjahr lässt sich schon mal ein junger Waldkauz auf Brutplatzsuche blicken. Zahlreiche heimische (vom Aussterben bedrohte) Spatzen-Familien, Grünfinken, graue Prachttauben, glänzende Elstern und Rabenpaare empfinden es hier in Wörsdorf wohl als gesundes Biotop. Es ist einfaches Überleben. Diese Artenvielfalt ist ein gutes Beispiel in Wörsdorf für Integration auf allen Ebenen.
Einer der schönsten Vorgärten ist der Mitte der Straße zu besichtigen. Vor allem während des Sommers bereichert er diese Straße und wird mit viel persönlichemAufwand und leidenschaftlich gepflegt. Einige schon lange wachsende Bäume wie z.B. der “Vogelkirschbaum” sind mehr als 60 Jahre alt. Aktuell im Sommer 24 wird das unterstrichen durch eine nächtliche Solarbeleuchtung.
Bild: EG 9/24
Im September 2020 konnten 10 Neubau-Wohnungen oben im Am Metzengraben bezogen werden: „Die kwb hat als erstes Unternehmen auf der Grundlage einer Rahmenvereinbarung des GdW Gesamtverband der Wohnungswirtschaft, Neubauprojekte in modularer Bauweise beauftragt.“
Die kwb Rheingau-Taunus GmbH, Bad Schwalbach, vermietet rund 2.500 Wohnungen im Rheingau-Taunus-Kreis in kleinen, überschaubaren Einheiten von 6 bis 12 Mietwohnungen in unterschiedlichen Lagen. Nur rund 50 % davon sind öffentlich gefördert und werden Menschen mit Wohnberechtigungsschein (z. B. an Studierende, Rentner, von Arbeitslosigkeit betroffene Personen etc.) vermittelt. Dieser im Vergleich günstige Wohnraum hat natürlich einfache Ausstattung. Das bedeutet: Heizen mit Holz-, Ölofen (Kanne), oder modernen, energiesparenden Infrarot-Heizungen.
In den 50iger und 60iger Jahren wurden diese Immobilien Am Metzengraben errichtet. Der Bestand wird sukzessive modernisiert und energetisch auf den aktuellen Stand nach den gesetzlichen Vorgaben der Bundesregierung gebracht.
Evelyn Gallfuss 18.2.2022 / 13.9.2024
WASSERGASSE
DieWassergasse zählt zu den kürzeren Straßen Wörsdorfs mit ca. 150 m, dafür aber mit ihrer Lage am Rande des alten Ortskerns zu den fast historisch zu nennenden mit einer bereits längeren Geschichte. Das kann man durchaus auch an der Bebauung erkennen mit meist kleineren und eingeschossigen Gebäuden mit Giebel oder traufständigen Wohnhäusern mit Stall und/oder Scheune auf kleinen Grundstücken. („Wörsdorf im Wandel der Zeit“, Verlag Schulz/Kirchner 1990, S.138).
Der Name lässt sich zurückführen auf einen frühere deutlich feuchten Untergrund und dort vorhandene Brunnen am Rande des früheren Ortskerns. Es kann vermutet werden, dass in diesem Bereich auch eine der vielen Entwässerungszüge vom Nack abflossen, die heute weitgehend verrohrt, aber durchaus noch vorhanden sind, wie bspw. unter dem Scheidgraben.
24.1.2024 PN
HINTER DEN GÄRTEN
Dieser Straßenzug, heute immer noch nicht vollständig ausgebaut und ca. 300m lang, verbindet die Wallbacher Str. mit der Reichenberger Str. und hat seinen Namen nach den am Rande der seinerzeitigen dort gelegenen Gemeindegärten für Gemüse und Nahversorgung Wörsdorfer Familien diente, die vor der Bebauung der heutigen Reichenberger Str. (früher Königsberger Str., die im Zuge der Gebietsreform und der Zuordnung Wörsdorfs zu Idstein als Ortsteil ihren Namen hergeben musste) dort angelegt waren.
Wörsdorfpitt 24.1.2024
Brandgasse
Diese Verbindungsstraße von ca. 250 m Länge von der Hauptstr. zur Wallbacher Str. lag am Rande des alten Ortskerns grenzt auch etwas diesen historischen Ortsmittelpunkt von der neueren Bebauung im Norden ab. Wie die Wörsdorfr Chronik berichtet, führt der Name zurück zu einer Brandkatastrophe am 4. Oktober 1864. Seinerzeit brach in der Nähe der heutigen Lukaskirche Richtung heutiger Sackgasse ein zunächst als unbedeutend eingestufter Brand aus, der sich aber aufgrund der seinerzeitigen Windverhältnisse mit Ostwind und den meist strohgedeckten Häusern n nach langer Trockenheit sehr schnell Richtung Norden aus und konnte ungefähr im Bereich der heutigen Brandgasse gestoppt werden. Wie das Feuer entstand ist bis heute noch nicht geklärt. Deshalb finden sich in der Brandgasse kaum noch Häuser, die in ihrer Substanz aus Zeiten vor dem Brand stammen. Wie die Chroniken berichten, konnte durch eine seinerzeit noch nicht so häufig zu beobachteten Spendenaktion und der Unterstützung durch die seinerzeitige Obrigkeit weit über die Region hinaus die sclimmste Not gelindert werden. Viele, die ihr Hab und Gut und Unterkunft verloren hatten, vefügten seinerzeit noch nicht über eine Brandversicherung, die heute ja für alle Pflicht ist.
Bild Wörsdorfpitt Jan. 2024
(nach „Wörsdorf im Wandel der Zeit“, Verlag Schulz/Kirchner 1990, S.141-143).
Wörsdorfpitt 24.1.2024