Freiwillige Feuerwehren sind wichtige und zentrale Elemente bürgerschaftlichen Engagements für jede Gemeinde und dürfen daher in ihrer Funktionsfähigkeit nicht nur nicht beeinträchtigt werden, sondern müssen gestärkt werden. Dies giIt insbesondere auch für Wörsdorf als den größten Stadtteil Idsteins. Mittlerweile ist bekannt, dass der Wörsdorfer Standort schon lange nicht mehr den Anforderungen an einen modernen Feuerwehrstandort genügt. Die zuständige Aufsicht mahnt schon längere Zeit, dass Ausstattung und Funktionalität mittel- und langfristig eine Verlagerung erforderlich machen. Der Bürgermeister selbst hat bei den verschiedensten Gelegenheiten auf diesen Umstand aufmerksam gemacht und bspw. im Rahmen seiner Hinweise zur Arbeit für die Stadtteile in einer der letzten Neujahrsansprachen darauf hingewiesen, dass der Standort der freiwilligen Feuerwehr in Wörsdorf in Diskussion stehe.
Freiwillige Feuerwehren sind ein überragend wichtiges Element bürgerschaftlicher Selbstverwaltung, haben eine herausragende Funktion zur Gewährleistung der Sicherheit der Bürger einer Gemeinde und sind in vielerlei Hinsicht Kristallisationspunkt des gesellschaftlichen Zusammenhalts jeder Gemeinde. Deshalb dürfen Zweifel und Unklarheiten bezüglich ihrer Funktionsfähigkeit und ihres Bestandes nicht entstehen. Außerdem sollten alle Bürger frühzeitig in entsprechende Diskussionen und Überlegungen einbezogen werden.
Für Wörsdorf heisst das, dass auf jeden Fall ein Ersatzstandort gefunden werden muss, der einerseits allen technischen Anforderungen genügt. Er muss andererseits so gelegen sein, dass die Feuerwehrmänner und Feuerwehrfrauen schnellstens zu ihrem Einsatz gelangen können und dass sie andererseits ohne Behinderungen (z.B. Schranken, zu enge Straßen und Kurve usw.) ausrücken können. Er muss so gelegen sein, dass er nicht über Gebühr die Nachbarschaft beeinträchtigt bei Übungen und Unterhaltung, muss aber auch dafür genügend Raum und Möglichkeiten haben. Deshalb ist der Magistrat der Stadt Idstein aufgefordert, schnellstens die Suche dafür zu intensivieren und die notwendigen Planungen einzuleiten. Der Startschuss dafür wurde durch den Beschluss für einen Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan “Brückenbacher Weg” gegeben, wo der neue Standort gegenüber REWE angesiedelt werden solle.
Damit einher geht natürlich die Frage der Finanzierung, losgelöst von der Frage öffentlicher Fördermittel und Zuschüsse des Landes. Wesentliche Beiträge dazu sollten generiert werden durch die Verwertung des Areals des heutigen Standorts. Das wiederum hängt von der Beantwortung der Frage ab, was dort geschehen könnte. Den Rahmen dafür bildet die Bauleitplanung, die an dieser Stelle vieles zwischen Wohnen und nicht störendem Gewerbe ermöglicht, in der es als Mischgebiet ausgewiesen ist. Restriktionen ergeben sich allerdings auch aus der noch geltenden und rund 30 Jahre alten Gestaltungssatzung. Auch der Standort selbst an diesem gefühlten Mittelpunkt Wörsdorfs gegenüber der historischen Lukaskirche lässt nicht jede Nutzung zu. Über all das muss frühzeitig ein Konsens gefunden werden. Zweifellos sollte modernes Wohnen einen guten Anteil haben, gleichwohl befinden sich bei den Nachbarn ebenso Gewerbe und Handwerk. Auch die Frage der Erreichbarkeit auch für das Auto an dieser Stelle muss bedacht werden, auch wenn die Mobilitätswende sicher auch Einfluss auf die Anforderungen nehmen wird und muss. Schließlich sollte an dieser Stelle auch der Historie Wörsdorfs Tribut gezollt werden.
Über all das sollte in den nächsten Jahren gesprochen werden, auch mit den Wörsdorfer Bürgern. Vielleicht wäre ein gangbarer Weg, nach einer politischen Festlegung erster Eckpunkte dafür einen städtebaulichen Wettbewerb auszuschreiben. Jedenfalls darf dies nicht auf die lange Bank geschoben werden, denn beides – funktionsfähige freiwillige Feuerwehr und zeitgemäße und attraktive Gestaltung des heutigen Standortareals – müssen zügig erreicht werden. Politik und Verwaltung sind aufgerufen, hier die notwendigen Schritte einzuleiten bis hin zur Frage der Gestaltung der Bauleitplanung und Gestaltungsvorschriften und diese – wenn notwendig – anzupassen.
Peter Niere 19.2.2022 / 30.5.2022