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Häufige Wörsdorfer Nachnamen und ihre Bedeutung

Die lange Wörsdorfer Geschichte spiegelt sich auch in den vielen Nachnamen wider, die heute noch von vielen alteingesessenen Familien im Ort getragen werden und teilweise schon vor über tausend Jahren in der Gegend nachgewiesen werden können. Einer der ersten Wörsdorfer, der namentlich in einem historischen Dokument erwähnt wurde, war beispielsweise ein Pfarrer „Wigand“ aus dem Jahr 1235. Im 17. Jahrhundert war ein Nikolaus Mankel Wörsdorfs Schultheiß, also Gemeindevorsteher. Anno 1701 ist ein Brief der „Bürger minderen Rechts“ Christian Schaib und Philipp Baum belegt. All diese Namen sind bis heute auf diversen Türklingeln im Dorf zu lesen.

Einer der häufigsten deutschen Namen: Schmidt, Schmitt oder Schmid geht natürlich auf die vielen Hufschmiede, Kupferschmiede und so weiter zurück, die im Mittelalter überall gebraucht wurden. (Bild: Public Domain)

Was verbirgt sich hinter den häufigsten Namen in der Wörsdorfer Geschichte? Hier ein Blick hinter die Kulissen:

Baum

In unserem Sprachraum geht der Nachname Baum in den meisten Fällen auf den Wohnort des Trägers zurück, Herr oder Frau Baum lebten also nahe einem besonders markanten Baum. Seltener spielt er aber auch auf den Beruf Holzfäller oder Zimmermann an.

Becht

Wahrscheinlich eine Weiterentwicklung eines Rufnamens (in den Zeiten, als die Verwendung eines einzelnen Namens noch die Norm war), in dem das althochdeutsche Versatzstück beraht vorkam. Es bedeutet hell, glänzend. Womöglich eine Anspielung auf die schönen hellen Haare des Trägers, ein auffälliges Kleidungsstück oder auf den beneidenswert schönen Ochsen in seinem Stall.

Christ (auch: Christe, Christmann)

Ein insgesamt in Hessen sehr häufiger Nachname, der auch in Lothringen bzw. Frankreich verbreitet ist. In einigen Fällen wurde der Name von getauften Juden oder Heiden angenommen. In aller Regel handelt es sich aber um eine Ableitung vom Rufnamen Christianus oder Christopherus.

Dambeck

Ein einstmaliger Berufsname, denn der Name Beck geht in unserem hessischen Sprachraum auf das Wort becke zurück, also auf den Bäcker. Das Affix Dam lässt sich weniger eindeutig herleiten. Es könnte sich um die Bezeichnung einer Wohnstätte in der Nähe eines Damms handeln. Das ergibt in Hinblick auf die vielen Bäche im Goldenen Grund Sinn; allerdings gibt es nirgendwo Hinweise auf die Existenz eines Damms im alten Wörsdorf. Es kann sich außerdem um die Verkürzung eines Rufnamens handeln – wahrscheinlich von Adam.

Feix

Über die Herkunft dieses Namens ist sich die Forschung sehr unsicher. Vermutet wird, dass es sich um eine Variante des Rufnamens Veitz handelt. Veitz hat sich wiederum möglicherweise entweder aus dem Namen Vitus entwickelt oder stellt eine Verniedlichung des Namens Veit dar.

Feldmann

Eine Person mit Namen Feldmann war vermutlich einst ganz einfach eine Person, die in der Nähe eines Feldes lebte. Unsicher ist hingegen, ob der Name nicht auch auf mittelhochdeutsch veltman „Landmann“ für einen Bauern zurückgeht. Anbetracht der vielen landwirtschaftlichen Flächen in der Wörsdorfer Geschichte ergeben beide Versionen Sinn.

Großmann

Familie Großmann zählt zu den ersten Adelsfamilien, die sich in Wörsdorf niederließen. Deshalb geht er in unserem regionalen Fall vermutlich nicht auf den Spottnamen Großmann für jemanden zurück, der sich gerne wichtigmacht. Mittelhochdeutsch grōʒ bedeutet unter anderem auffällig, angesehen, vornehm oder reich und bezieht sich auf jemandem mit hohem Ansehen oder Rang.

Heilhecker

Im Mittelhochdeutschen war der Hecker entweder ein Winzer, ein Landarbeiter mit Hacke oder ein Holzfäller. Den Winzer dürfen wir für Wörsdorf ausschließen, doch Landarbeiter und Holzfäller gab es hier historisch in größeren Mengen. Spannend: In wenigen Einzelfällen handelt es sich auch um einen Rufnamen, der auf die althochdeutschen Worte hag, hagan (umfriedeter Ort) und heri (Heer) zurückgeht. In den ganz frühen Tagen der Wörsdorfer Geschichte verfügte der Ort am Fuß des Walsdorfer Bergs über eine aufwändige Umfriedung von überregionaler Bedeutung. Das sogenannte „Wörsdorfer Gebück“ diente dem Grenzschutz, zumal oben auf dem Bergkamm auf der Hohen Straße Fremde zwischen Limburg und Frankfurt hin und her reisten. Vielleicht besteht in unserem Fall hier eine Verbindung? Der Namensteil Heil stellt in unserer Gegend historisch eine beliebte Kurzform von Heinrich dar.

Ohlenmacher

Der Name Ohlenmacher ist im näheren Umkreis von Wörsdorf sehr üblich, aber fast nirgendwo sonst zu finden. Er geht auf das althochdeutsche aul zurück – ein Synonym für den Topf. Der „Aulenmacher“ war also ein Töpfer.Mit Öl hatte der hessische Ohlenmacher nichts zu tun. Diese Ableitung ist nur ähnliche Namen im norddeutschen Sprachraum nachgewiesen.

Schaib

Über den Nachnamen Schaib liegen nur sehr wenige Forschungsergebnisse vor. Am Häufigsten wird er auf mittelhochdeutsch schibe zurückgeführt, verwandt mit der „Scheibe“. Dann würde es sich um einen Flurnamen handeln: eine Person, die an einer erhöhten flachen Stelle lebte. Da sich gefühlt jeder zweite überlieferte Wörsdorfer Flurname entweder auf eine Erhöhung oder eine Vertiefung bezieht (Berg, Graben, Grube, Klinge) und nirgendwo ein solcher Ort erwähnt wird, wäre ich mit dieser Interpretation vorsichtig. Womöglich handelt es sich um eine Variante des ebenfalls in Wörsdorf verbreiteten Namen Schepp?

Schepp (auch: Schöpp)

Sprachforscher haben festgestellt, dass ein Großteil der historischen Sprachveränderungen in Deutschland und sogar Europa auf sogenannte Lautverschiebungen zurückgeht, die an den Häfen des Mittelmeers im Süden begannen und sich dann nach Norden weiterverbreiteten, bis sie irgendwann einschliefen. Eine dieser Verschiebungen ist die Verwandlung von bestimmten „P“-Lauten in „F“-Laute. Deshalb sagt man mundartlich in der nördlichen Hälfte von Hessen „Apfel“, in der südlichen hingegen bekanntermaßen „Appel“. Und so hieß der „Schöffe“, also der Gerichtsdiener einst „Schöppe“ oder „Scheppe“.

Schlotter

In einigen Fällen leitet sich Schlotter von Schlott ab und bezieht sich dann mittelhochdeutsch slōte ‘Schlamm, Lehm’ – eine Person, deren Wohnstätte sich an einer schlammigen, lehmigen Örtlichkeit befindet. Eine solche Stelle existierte im historischen Wörsdorf, wie heute noch der Straßenname An der Lehmgrube belegt – hier wurde der Lehm für die Fachwerkbauten abgebaut. Weiter verbreitet ist die weniger schmeichelhafte Deutung: Das mittelhochdeutsche sloten, slotern bedeutet zittern oder eben schlottern und diente als Spottname für Personen, die stotterten. Möglich ist auch der Bezug auf mittelhochdeutsch sloterære – am besten übersetzt mit „Schwätzer“.

Schnerr

Der Name Schnerr bezieht sich wohl ebenfalls auf die Eigenheit, Wörter reichhaltig zu verwenden, denn mittelhochdeutsch snerren bedeutet schwatzen oder plappern.

Wiegand

Zweifellos eine Übernahme des Rufnamens Wiegand, denn der ist ja – wie eingangs belegt – bereits aus den Tagen vor der Verwendung von Nachnamen in Wörsdorf belegt (wenngleich darauf hingewiesen werden muss, dass der besagte Pfarrer Wiegand vermutlich berufsbedingt keine Nachkommen hinterließ). Wiegand ist ein weiterer besonders in Hessen verbreiteter Name. Er bedeutet „Held“, „Kämpfer“ oder „kühn“.


Autorin: Dr. Angelika Niere

Quellen: Hans Bahlow: Deutsches Namenlexikon (Suhrkamp, 1972), Albert Heintze: Die deutschen Familiennamen (1903), namenforschung.net, deutsche-nachnamen.de

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